Auswahl der SAP S/4HANA-Einführungsstrategie

Als grobe Unterscheidung der Einführungsstrategien hat sich die Neueinführung (Greenfield), Systemkonvertierung (Brownfield) und Systemlandschaftstransformation etabliert. Daneben gibt es diverse Konkretisierungen und Varianten, wie z.B. die Bluefield Transformation (Datentransformation mit spezieller Software). Oder auch Transformation & Transition-Projekte, bei denen die S/4HANA-Umstellung mit vielen Änderungen einhergeht.

Wann ist welche Einführungsstrategie zu bevorzugen?

Greenfield

  • Prozessneugestaltung in vielen Prozessen erforderlich; z.B. um Eigenentwicklungen durch gleichwertige/bessere Standardlösungen zu ersetzen. 
  • Schrittweise Einführung bevorzugt. Beim Brownfield-Ansatz ist eine Aufteilung in Releases oder MVPs (selbständig lauffähige Teilbereiche) ggf. umständlich und komplex. Beim Greenfieldansatz ist eine relativ einfache Untergliederung in Rolloutprojekte (Standorte oder Länder) umsetzbar, bei der weniger Aufwände und Kosten für Übergangslösungen anfallen.  
  • Bevorzugte Vorgehensweise bei der Umstellung der Bereitstellungsform von On-Premise auf Cloud
  • Bei einer Neueinführung hat man zwei parallele Systemschienen und die Produktivsetzung erfordert weniger Zeit. Stamm- und Bewegungsdaten können größtenteils vorab eingespielt werden, sodass man sich am Go-live-Wochenende überwiegend auf die Übertragung der aktuell noch offenen Bewegungsdaten konzentrieren kann.

Brownfield

  • Viele Prozesse erfüllen bereits die aktuellen und voraussichtlich auch zukünftigen Anforderungen. Es kann daher überwiegend auf eine Prozessüberarbeitung verzichtet werden. Man muss sich also nur um die im Readiness Check ermittelten Aktionen (Ableich ERP-Systemnutzung mit Simplification List) kümmern. Beispielsweise die Geschäftspartnerumstellung, nötige Anpassungen der Eigenentwicklungen/Idocs oder die Einführung des neuen Hauptbuchs.
  • Die kürzere Transformationszeit wird dem direkten Mehrwert durch Innovationen vorgezogen. In nachgelagerten Projekten können ggf. Optimierungen nachgeholt werden. Die Untergliederung in weitere Projekte reduziert deren Komplexität. Es wird allerdings ggf. auf Synergieeffekte verzichtet.
  • Big-Bang-Einführung ohne weitere Aufteilung in Rollouts oder Releases ist akzeptabel bzw. es besteht die Bereitschaft die zusätzlichen Kosten und Aufwände einer Übergangslösung (Release bzw. MVP) zu tragen.
  • Die längere nicht Verfügbarkeit des SAP-Systems, während der Konvertierung, ist akzeptabel. Bei einer Neueinführung könnte man zwei parallele Systemschienen realisieren und die Produktivsetzung erfordert i. d. R. weniger Zeit. Stamm- und Bewegungsdaten können größtenteils vorab eingespielt werden, sodass man sich am Go-live-Wochenende überwiegend auf die Übertragung der aktuellen/offenen Bewegungsdaten konzentrieren kann. Die Konvertierung dauert bei einigen Kunden ziemlich lange und kann daher tatsächlich ein Problem werden; da man schlicht nicht so lange auf das SAP-System verzichten kann/will. Die Reduzierung der Migrationszeit erfordert zusätzliche Investitionen, die man berücksichtigen muss. Tipp: Downtime-Optimierung für Brownfield-Einführungen; siehe dazu die SAP-Notes 2293733 (Downtime-Optimized Conversion), 693168 (Near-Zero Downtime Technology) und 2547309 (Downtime-Optimized Database Migration Cockpit).
  • Beibehaltung der Bereitstellungsform On-Premise wird bevorzugt.

Bluefield™

Ist ein individueller Ansatz von der SNP SE und IBM, bei der SNP CrystalBridge® mit einem Regelwerk zur Datentransformation zum Einsatz kommt. Diese Lösung grenzt sich von der Migration Workbench durch eine bessere Performance, eigene Archivierungsstrategien und Plausibilitätschecks (Qualitätssicherung) ab. Inkonsistenzen können auf unterschiedlichen Ebenen identifiziert werden: Datenbankebene (Datentyp vom Feld passt nicht), Anwendungsebene (Sonderbeschaffung Lohnbearbeitung, aber keine Stückliste vorhanden) bis hin zur Berichtsebene. Der selektive Migrationsansatz von SNP, bei dem Daten und Prozesse für die Migration ausgewählt werden, verbindet die Vorteile des Greenfield- und Brownfieldansatzes. Altdaten können z.B. durch Beibehaltung stillgelegter Systeme bzw. günstige Speicherlösungen archiviert werden.

Orangefield

Dieser individuelle Ansatz, powered by S4-Experts, ergänzt die zuvor genannten Einführungsstrategien, um eine systematische Optimierung der Projektsteuerung. Ein digitaler Projektmanagement-Guide hilft, innerhalb jeder der SAP Activate-Phasen, die Projektsteuerung zu optimieren. Zur Einarbeitung innerhalb weniger Tage und für den Gesamtüberblick, wird ein kompaktes Buch bereitgestellt. Im weiteren Verlauf des Projekts unterstützt Sie ein digitaler Guide Schritt für Schritt die nötigen Informationen, Vorlagen, Projektbeschleuniger, Tools und Systeme auszuwählen. Der hierarchische Aufbau des Guides kombiniert diverse Detaillierungsgrade. Zunächst bekommen Sie eine Kurzzusammenfassung der relevantesten Informationen, pro Phase bzw. Themenschwerpunkt, und danach werden Absprünge in diverse Details angeboten:

  • Videos & Webinare
  • Detailerläuterungen
  • Dokumentenvorlagen
  • PowerPoint-Präsentationen
  • Simulierte Best Practice Systemdurchläufe
  • Kostenlose und kostenpflichtige Softwarelösungen
  • Vorbereitete Schulungen zu SAP-Standardprozessen

Zeit ist Geld. Sowohl interne, als auch externe Aufwände können damit reduziert werden. Wer gut informiert ist, kann besser Projekte steuern, profitiert von Lessons Learned, kennt vorhandene Lösungen, seitens SAP und der SAP-Community, und muss das Rad nicht neu erfinden. Übersichtliche Darstellungen erleichtern die Lösungssuche und Entscheidungsfindung. Kombinieren Sie dies bestenfalls mit einem S4-Experts Projektleiter, der dieses Tool bestens kennt.

Landscape Transformation

Mit dem S/4HANA-Projekt soll zusätzlich eine Umgestaltung der Systemlandschaft einhergehen. So kann es z.B. sein, dass Systeme zusammengelegt werden sollen, um einen kostengünstigeren Betrieb zu realisieren. Systemaktualisierungen und Korrekturen, sind danach nur noch in einem System erforderlich. Oder aber man, möchte einen Split durchführen z.B. nach Gesellschaften, Sektoren, Werken oder Funktionsbereichen (Logistik, Rechnungswesen und Personalwirtschaft). Ziel ist meist eine Dezentralisierung, damit die genannten Einheiten unabhängiger über Änderungen entscheiden können und flexibler werden. Der kleinste gemeinsame Nenner, kann nämlich zum Innovationshemmer werden. Auch Entscheidungen, was man aus der Hand geben möchte (Cloud-Lösungen) und besser im eigenen Haus bleibt (Datenschutz), kann zu einer Entscheidung in Richtung Systemtransformation führen. Die Bereitschaft bestimmte Bereiche vollständig neu zu denke (Neueinführung) und andere größtenteils beibehalten zu wollen, kann ebenso eine Aufteilungsentscheidung beeinflussen.

Transformation & Transition

Viele S/4HANA-Projekte zeichnen sich durch eine Mischform der obigen Einführungsstrategien aus und wurden zudem durch weitere Maßnahmen ergänzt, um zusätzlich die digitale Transformation voranzutreiben. Mit großen SAP-Projekten, geht meist auch die Umgestaltung eines Unternehmens einher. So z.B. die Ausgliederung von Fertigungsbereichen oder die finale Eingliederung eines aufgekauften Unternehmens. Derartige Aktivitäten zusammenzulegen, folgt meist dem Leitgedanken Synergieeffekte zu realisieren bzw. nötige mit wertschöpfenden Aktivitäten (Innovationen) zusammenzulegen. Wertschöpfung bzw. Kosteneinsparung sind gute Argumente für die Finanzierung größerer Projektvorhaben.

Hub und Buch zum SAP S/4HANA Projektmanagement

Als Projektleiter oder SAP Projektmanager finden Sie imSAP PM Hub weitere Artikel zur SAP Projektleitung. Zusätzlich gibt es ein Buch von Herrn Götte zum agilen S/4HANA-Projektmanagement. Dieses wird übrigens zusätzlich als Word-Version ausgeliefert. So können Sie direkt vorhandene Templates, SAP Software, Demos und weiterführende Literatur via Hyperlink aufrufen und sich detailliert einarbeiten. Lernen Sie die in den S/4HANA-Projekten üblichen Methoden, Tools und Inhalte kennen; Scrum, SAP Activate, Solution Manager FoBu, Enable Now, Migrationscockpit, die vielen kostenlosen SAP Projektbeschleuniger (Accelerators) und Community-Lösungen. Dank seiner langjährigen Erfahrung weiß Timo Götte genau, was für Sie wichtig ist. 


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